Fahrradfreude

Morgens um halb Sieben sollte man nicht mit mir sprechen und auch nicht genauer hinsehen. Meine Laune befindet sich zu der Zeit – sofern ich nicht in meinem Traumland schlummer   – irgendwo auf dem absoluten Gefrierpunkt. Ich spreche um diese Uhrzeit grundsätzlich eigentlich nicht und lächeln ist schonmal gar nicht drin.

Heute war es besonders schlimm. Es ist kalt, es ist nass, ich habe keine 5 Stunden geschlafen und ich muss heute eine verdammte beschissene nervige dumme Hausaufgabe in der Uni abgeben.

In entsprechender Stimmung schlafwandelte ich also heute morgen um halb sieben in die Bäckerei, machte ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter und starrte ausreichend informativ auf das Franzbrötchen und murmelte was von “Kaffee… jaja schwarz”.

Vor der Tür begegnete ich einem jungen Mann, der fröhlich mit seinem Fahrrad durch den Regen düste und mir fröhlich zurief “duuu ich hab Gääääld”. Er bremste neben mir und zeigte mir stolz ein 2Euro Stück. Ich konnte nicht umhin und musste doch Lachen. Ich fragte ihn, wo er denn das ganze Geld her hat und was er jetzt damit vor hat. Er erklärte mir stolz, dass er in seiner Wohngruppe für die Frühstücksbrötchen zuständig ist. Jeden morgen holt er die Brötchen und da die Brötchen bei diesem Bäcker – der fast 10km weiter entfernt ist – so viel günstiger sind, kauft er immer hier. So hätte er täglich von seinem Brötchengeld 2Euro über. Er spart das nun schon seit 6 Monaten und bald kann er seiner Freundin von dem Geld ein Fahrrad kaufen. Ich gab ihm zwei Euro und wurde herzlich umarmt.

Zurück in meinem Auto hatte ich dann wirklich gute Laune. Dieser Junge Mann war heute morgen für mich ganz besonders wundervoll. Es sind eben doch die kleinen Gesten die einen glücklich machen. Ein wenig Demut tat mir auch ganz gut. Es ist so schön, dass es Menschen gibt, die die Welt noch mit anderen Augen sehen können.

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